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Wir brauchen globale Zugänge zu Impfstoffen (COVAX*)

Arbeitskreis Madagaskar zur Initiative der Weltgesundheitsorganisation

Selten im Blick der bundesdeutschen Öffentlichkeit ist der afrikanische Kontinent: aber das Coronavirus hat auch Afrika fest im Griff. Unser Partner in Madagaskar be-richtet von den Armenvierteln in der Hauptstadt, wo Menschen dicht an dicht in er-bärmlichen Verhältnissen leben. Tagelöhner, Straßenhändler, Transportfahrer, Straßenkinder und ältere Menschen treffen die Lockdowns mit voller Härte. Sie haben kein Einkommen, es fehlt an Nahrung und Trinkwasser wird rationiert. Viele Menschen sind gesundheitlich bedroht, weil sie wegen Mangelernährung an chronischen Krankheiten leiden. Das Gesundheitssystem ist überfordert. Die Situation im Land verschärft sich zudem durch Hundertausende Klimaflüchtlinge in Madagaskar, die auf der Suche nach Einkommen in die großen Städte flüchten.

Mit Sorge stellt der Arbeitskreis Madagaskar fest, dass sich die reichen Nationen im globalen Norden zum Teil mehr Impfstoffe sichern, als sie selbst für ihre Bevölkerung brauchen. Das bestätigt auch das Ministerium von BMZ-Minister Müller, wonach „sich die reichen Länder bislang zwei Drittel der Impfdosen gesichert hätten, obwohl sie nur 16 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen“. „Schaut man sich auf einer Welt-karte den Stand der nationalen Impfkampagnen an, kann von globaler Solidarität keine Rede sein. 75 Prozent aller bislang verabreichten Dosen gegen Covid-19 wur-den in zehn Ländern verimpft. In 130 fast ausschließlich ärmeren Staaten wurde noch keine einzige Spritze gesetzt,“ so berichtete die ZEIT am 20. Februar. Die aktu-ellen Produktionskapazitäten für Impfstoffe reichen nicht einmal aus, den Norden zü-gig mit Impfstoffen zu versorgen. Während wir unsere Regierungen dafür kritisieren, nicht rasch für ausreichende Kapazitäten gesorgt zu haben, um bis zum späten Som-mer alle Menschen bei uns zu impfen, entgegnen wir: Wer jedoch produziert in dieser Situation Impfstoffe für den globalen Süden und finanziert ein solches Vorhaben? Er-wächst aus unserer Sorge auch eine geschwisterliche Sorge, wie Papst Franziskus in fratelli tutti** mahnt?

Der Arbeitskreis Madagaskar fordert

  • Eine deutliche Erhöhung der Mittel für die COVAX – Initiative der Weltgesund-heitsorganisation durch die EU und die bundesdeutsche Regierung. Die Covax-Initiative will auch ärmeren Staaten Zugang zu Impfstoffen verschaffen und hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis zum Ende des Jahres 20% der Menschen im glo-balen Süden geimpft sind. Das ist ein guter erster Schritt!
  • Im Kern jedoch geht es bei der COVAX-Initiative um eine öffentlich-private Ko-operation, die auf Mildtätigkeit und freiwillige Beiträge der Pharmakonzerne setzt. So will – wie DIE ZEIT berichtete – Großbritanniens Premierminister Johnson nun überschüssige Impfdosen aus britischen Beständen an ärmere Länder spenden. Die Pharmakonzerne versprechen, kostengünstigere Chargen abzugeben. Der Süden soll erhalten, was bei uns übrigbleibt. Teilen ist gut – aber es gewährleistet nicht das Menschenrecht auf Impfstoffe.
  • Solidarität statt Patente! Die beschriebene Initiative ist kein ausreichender Weg, um allen Menschen weltweit rechtssicher eine kostenfreie Impfung zu gewährleis-ten. Ausgeklammert wird dabei, dass Gesundheit ein öffentliches Gut darstellt. Die geltenden Patentregelungen und Verträge unter dem Dach der WTO*** für die Pharmakonzerne haben nämlich zur Folge, dass Patente auf Impfstoffe als private Güter/als geistiges Eigentum der Pharmakonzerne behandelt werden. Ge-handelt und verkauft wie Autos oder Fernseher! Letztendlich entscheidet der Markt, wer einen Impfstoff erhält. Auf der Strecke bleiben die Menschen im globa-len Süden.

Der Arbeitskreis Madagaskar unterstützt darum den von medico, MISEREOR und Brot für die Welt gemeinsam mit Organisationen aus über 30 Ländern lancierten Aufruf „Patente töten“ und fordert von den Regierungen eine an den Gesundheitsbedürfnissen der Menschen ausgerichtete Politik, die Arzneimittel als globale öffent-liche Güter behandelt und die Macht von Pharmaunternehmen im öffentlichen Interesse begrenzt.

Links
Medico – Aufruf >>> https://www.patents-kill.org/deutsch/
Arbeitskreis Madagaskar >>> https://mtc-madagaskar.de/
Auf dieser Seite finden Sie auch ein Interview mit unserem Partner in Madagaskar zur Corona-Situation

ViSdP
AK Madagaskar | Andris Gulbins | | 0170-3206857

*Covid-19 Vaccines Global Access – globaler Zugang zu Covid-19-Impfstoffen
** fratelli tutti – Enzyklika Papst Franziskus, 2020
*** Welthandelsorganisation