20 Jahre Demokratie in Indonesien
Pluralismus, Entwicklung und Gerechtigkeit?
Nach der mehr als drei Jahrzehnte dauernden autokratischen Suharto-Herrschaft wird in Indonesien seit 1998 unter dem Stichwort “Reformasi” Demokratie umgesetzt. Das islamisch geprägte Land (88% der Indonesier*innen sind Muslime) galt als ein Musterbeispiel für die Vereinbarkeit von Islam, Demokratie und Pluralismus. In den letzten Jahren ist zu beobachten, wie Toleranz und Akzeptanz erodiert sind. Religion wird dabei zunehmend für identitätspolitische Ziele instrumentalisiert.
In dem Tagesseminar werden folgende Aspekte erörtert: Wie können im Kontext von sozialer Ungleichheit und politisierter Religion entwicklungspolitische und demokratische Ziele wieder in den Blick geraten, die am Ideal einer gerechten Entwicklung für viele immer noch in Armut lebenden Menschen in Indonesien festhalten? Wie sind Fragen nach sozialer Ungleichheit, Demokratie und toleranter Gesellschaft miteinander verknüpft? Wie sind besonders Frauen von sozialer Ungleichheit und konservativen islamischen Normen betroffen? Unser Ressourcenhunger befördert in Indonesien die Zerstörung von Regenwald, Landnahme und Vertreibung indigener Bevölkerung.
Programm
10:00 Begrüßung
Monika Schlicher, Stiftung Asienhaus
Grußwort: Prof. Christoph Antweiler, Abt. Südostasien, Universität Bonn
Lesung: Gedichte von Widji Thukul (vorgetragen von Timo Duile, Karl Mertes und Christa Saloh-Förster)
10:30 Politik
Konsequenzen der Reformpolitik nach 1998
Nach dem Machtwechsel von Suharto auf Habibie setzte in Indonesien ab 1998 eine bemerkenswerte Reformpolitik – Reformasi genannt – ein, die grundlegende demokratische Prozesse einleitete: Dezentralisierung, neue Wahlgesetze, Versammlungs-, Pressefreiheit, Korruptionsbekämpfung, Reform der Justiz, angepasste Finanzpolitik. Es herrschte eine Aufbruchsstimmung. Die ist inzwischen einer deutlichen Polarisierung in der politischen Auseinandersetzung gewichen. 2019 stehen im April Parlaments- und Präsidentenwahlen an. Die kommenden Monate werden für die gesellschaftspolitische Entwicklung interessant sein.
Mit Beiträgen von Hendra Pasuhuk (Deutsche Welle), Felix Anderl (Universität Frankfurt), Yayak (indonesischer Künstler und Aktivist). Moderation: Sri Tunruang (AK-Indonesien Aachen).
12:30 Vernetzung
bei indonesischem Essen und musikalischer Untermalung durch Angklung Nusantara St. Augustin
13:30 Religion
Einheit in der Vielfalt – Herausforderung für Identitätspolitik?
Die Reformasi hat auch für religiöse Akteuren neue Möglichkeiten eröffnet, gesellschaftlich und politisch zu wirken. Während pro-pluralistische islamische Intellektuelle wie beispielsweise Abdurrahman Wahid die ersten Jahre nach Suharto prägten, sind vor allem in den letzten Jahren konservative bis fundamentalistische Geisteshaltungen auf dem Vormarsch. Was bedeutet dies für die Zukunft eines Landes, das Stolz ist auf seine religiöse Vielfalt?
Mit Beiträgen von Ulrich Dornberg (MISEREOR), Gunnar Stange (Universität Wien), Timo Duile (Universität Bonn). Moderation: Karl Mertes (Deutsch-Indonesische Gesellschaft).
15:30 Pause
mit indonesischen Köstlichkeiten und musikalischer Untermalung durch Angklung Nusantara St. Augustin
16:00 Ökologie
Folgen und Herausforderungen der Ausbeutung von Ressourcen
Der Abbau der vielfältigen Bodenschätze des Archipels und fortwährende Landnahmen für Monokulturen treiben den Wirtschaftswachstum weiter an und sorgen für satte Profite von Unternehmen. Die Reformasi brachte die Hoffnung. Landkonflikte zu lösen und die Bevölkerung an der Nutzung natürlicher Ressourcen zu beteiligen. Haben neue Gesetze und die Dezentralisierung zu mehr Transparenz und Gerechtigkeit geführt? Welche Folgen haben extensive Abholzung, Brandrodungen, Vertreibungen, Bergbau und Umweltverschmutzungen für Mensch, Biodiversität und Klima?
Mit Beiträgen von Andrea Höing (Universität Bonn), Michaela Haug (Universität Köln). Moderation: Raphael Göpel (Stiftung Asienhaus).
18:00 Ende
Anmeldung bis 10. Oktober unter
Der Teilnahmebeitrag (einschließlich Mittagessen) beträgt 10 Euro (5 Euro ermäßigt) und ist vor Ort zu entrichten.
Eine Veranstaltung in Kooperation von AK-Indonesien, Aachen / Uni Bonn / Stiftung Asienhaus / Deutsch-Indonesische Gesellschaft e.V.
Gefördert durch Engagement Global mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung