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Ein erschütternder Bericht aus der „Hölle von Gaza“

PRESSEMITTEILUNG des AK NAHOST Aachen

Aachen, 24. Mai 2025. In einem bewegenden Vortrag berichtete der palästinensische Professor Abed Schokry, der in Deutschland studierte und promovierte, über seine Erlebnisse im Gaza-Krieg.

Eingeladen hatte der Aachener Arbeitskreis NAHOST gemeinsam mit dem Institut für Bildungs- und Diversitätsforschung der Katholischen Hochschule Aachen.

Besonders erschütternd war Schokrys Bericht über die vollständige Zerstörung des elterlichen Hauses infolge eines israelischen Raketenangriffs auf eine benachbarte Moschee. Nur dank einer kurzfristigen Warnung seitens der israelischen Armee überlebte seine Familie. Später wurden sein Bruder und weitere Verwandte ermordet – „weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren“. Sein Vater starb, weil eine medizinische Versorgung nicht möglich war. Wie ihnen ergeht es bis heute unzähligen palästinensischen Familien: Neun von zehn Häusern im Gazastreifen sind mittlerweile völlig oder teilweise zerstört und gelten als unbewohnbar.

Gemeinsam mit ausgebombten Verwandten lebte Schokrys Familie zeitweise mit 30 Personen in einer 3-Zimmer-Wohnung, bis sie erneut vertrieben wurden und zuletzt Unterschlupf in einem Zeltlager im Süden des Gazastreifens fanden – ohne Zugang zu Wasser, Strom, Abwasser oder Müllentsorgung. Diese von Israel beschönigend als „humanitäre Zonen“ bezeichneten Gebiete für zwei Millionen Palästinenser:innen werden zunehmend weiter eingeschränkt. Hunger prägt den Alltag: Die Blockade internationaler Hilfslieferungen treibt die Preise für Grundnahrungsmittel, soweit sie überhaupt noch erhältlich sind, ins Unermessliche – ein Viertel einer Zwiebel kostet bis zu 13 Schekel (ca. 3,25 Euro). In diesen Zonen sind Bombenangriffe mit zivilen Opfern die Regel. Mehr als 2.000 Familien wurden bis auf das letzte Mitglied ausgelöscht, ihre Namen aus dem Bevölkerungsregister Gazas gestrichen.

Bis heute habe Israel keinerlei Beweise dafür vorgelegt, dass Krankenhäuser als Kommandozentralen der Hamas dienten und auch keine unabhängigen ausländischen Journalist:innen zugelassen, die diese Vorwürfe überprüfen könnten. Trotz der Zerstörung seiner Universität bemüht er sich weiterhin, den Kontakt zu seinen Studierenden aufrechtzuerhalten und sie unter schwierigsten Bedingungen online zu unterrichten.

Obwohl er den Überfall der Hamas, die Ermordung und Geiselnahme israelischer Zivilisten am 7. Oktober 2023 persönlich ausdrücklich ablehnte, wies er auf den historischen Kontext hin. Es sei irreführend, diesen Tag als Beginn des Konflikts zu betrachten, da damit die 77-jährige Geschichte von Entrechtung, Unterdrückung und Verfolgung des palästinensischen Volkes durch Israel bewusst ausgeblendet werde.

Besonders eindringlich gelang es Schokry in seinem Vortrag, den Kontrast zwischen dem heutigen Leid und den Lebensumständen in Gaza mit denjenigen vor dem 7. Oktober 2023 zu vermitteln. Seine Schilderungen von Vertreibung, Hunger, Tod und Verzweiflung – insbesondere unter Frauen und Kindern – bewegten die Anwesenden tief. Die lebhafte Diskussion im Anschluss an seinen sachlichen, mit aktuellen Zahlen und Fakten unterfütterten Bericht sowie eine spontane Spendensammlung in Höhe von 1700 Euro zeugen von der tiefen Erschütterung der rund 190 Teilnehmenden in der Katholischen Hochschulgemeinde über den Bericht aus der „Hölle von Gaza“