Das Kapital für das 21. Jahrhundert
„Das Finanzsystem ist parasitär und spekulativ“
Einwand: „Das Kapital des 21. Jahrhunderts reproduziert sich gerade durch die Spekulation mit Zahlungsversprechen“
Unmittelbar nach dem großen Finanzdebakel des Jahres 2008 entzündete sich ein Sturm der Entrüstung, der die Analyse des finanziellen Kapitals zugunsten eines Schreis nach moralischer Rechtschaffenheit der Banker und der aufgeregten Forderung nach Regulierung der Finanzmärkte ersetzte. Gegen solch populäre Positionen, die vom aktuellen Finanzregime als einem Resultat der räuberischen Gier von unproduktiven Finanzrentiers fantasieren, bemüht sich Achim Szepanski um ein radikal marxistisches Verständnis der intrinsischen Rolle, welche das moderne Finanzsystem für den gegenwärtigen Kapitalismus spielt. Wenn das Kapitalprinzip der Motor des atmenden Monsters namens Gesamtkapital ist, dann ist das finanzielle System dessen Zentralnervensystem. Das neoliberale Modell der Finanzialisierung erweist sich als eine außerordentlich effektive Strategie zur Aufrechterhaltung der kapitalistischen Hegemonie. In diesem Kontext haben wir es mit zwei Funktionen der finanziellen Derivative, selbst noch in ihren exotischsten Versionen, zu tun: Sie stehen für eine neue Form des spekulativen Geldkapitals und für eine Technologie des abstrakten Risikos, das die kapitalistischen Machtbeziehungen organisiert.
Zur Person:
Achim Szepanski, geboren bei Karlsruhe, hat in Frankfurt/M. Wirtschaftswissenschaften und Soziologie studiert. In den 1990er-Jahren leitete er diverse Labels der elektronischen Musik wie Force Inc., Mille Plateaux und Ritornell. Im Jahr 2003 erschien das Buch Soundcultures (Hrsg.). Danach schrieb Szepanski eine Roman-Trilogie (Saal 6, Pole Position und Verliebt ins Gelingen). 2014 erschienen bei LAIKA die beiden Bände Kapitalisierung 1 & 2, 2016 das Buch Der Non-Marxismus. Finance, Maschinen, Dividuum, 2017 Ultrblackness of Music. Seit 2015 betreibt er den Blog NON.
Einwände! ist eine Veranstaltungsreihe von Attac-Aachen in Kooperation mit verschiedenen Partnern.
Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe werden regelmäßig Referenten eingeladen, die die verschiedenen Aspekte der Krise (Wirtschaftspolitik, Demokratie, Alternativen usw.) auf neue Weise beleuchten. Ziel ist es, mit gängigen Klischees, Vorurteilen und Missverständnissen rund um das Thema „Krise“ aufzuräumen und gängige Denkmuster zu durchbrechen.