Indonesische Filmreihe

Menolak Lupa – Gegen das Vergessen

50 Jahre seit dem Massaker 1965 in Indonesien
Indonesische Filmreihe, Aachen 02. 09 – 07.10.2015
Katholische Hochschulgemeinde (KHG) in Pontstraße 72, 52062 AC

Als in den Jahren 1965 bis 1967 etwa 500.000 bis eine Millionen Kommunisten und vermeintliche Sympathisanten in Indonesien massakriert wurden, konnten viele westliche Regierungen und Medien ihre Freude über diese Nachricht nicht verbergen. So sprach etwa das renommierte Time Magazin von „The West’s best news for years in Asia“. In diesem Jahr gedenkt man des 50. Jahrestages der Massaker und bis heute ist die Frage nach der Aufklärung der Verbrechen unbeantwortet.

In Indonesien sind die Massaker des Jahres 1965 noch immer ein Tabuthema. In einer Zeit, in der man oft behauptet, dass in Indonesien Presse- und Redefreiheit herrscht, kann keine öffentliche und frei von Drohungen geführte Diskussion oder Versammlung zu den Geschehnissen des Jahres 1965 stattfinden. Dies ist auch deshalb bedauerlich, weil die Anzahl der Zeitzeugen und Überlebenden von Jahr zu Jahr schwindet, was eine Aufklärung der Verbrechen immer schwieriger macht.

Auf internationaler Ebene finden die blutigen Massaker des Jahres 1965 sowohl in der Politik als auch in der Wissenschaft im Vergleich zu anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie etwa in Südafrika, Ruanda, Chile, Argentinien, kaum Aufmerksamkeit.

Verschiedene NGOs und Opfergruppen bemühen sich seit Jahren darum, die Politik zur Anerkennung der Verbrechen und zur Wahrheitsfindung zu bewegen. Leider sind diesbezüglich in Politik als auch in der Gesellschaft kaum Fortschritte auszumachen, was unter anderem daran liegt, dass die Staatspropaganda der „Orde Baru“ noch offiziell in den Schulen unterrichtet wird. Auch das Untersuchungsergebnis der indonesischen Menschenrechtskommission (Komnas HAM), die im Hinblick auf die Massaker der Jahre 1965 bis1967 von schweren Menschenrechtsverletzungen spricht, wurde von der Politik bisher vollständig ignoriert.

Wir wollen Sie zu unserer Filmreihe und Veranstaltung zu dieser Thematik einladen.

Programm:

Mittwoch | 2. September 2015 | 18:00 Uhr
Katholische HochschulGemeinde (KHG) Aachen, Pontstraße 72, 52062 Aachen

Jembatan Bacem (Deutsch: Bacem-Brücke)
2012 – 30 Minuten – OmU
Regisseur: Yayan Wiludiharto

Dieser Dokumentarfilm erzählt vom Verschwindenlassen dreier Personen und von zwei anderen, die dieses grausame Verbrechen überlebt haben. Hunderte von Menschen wurden von der Bacem Brücke mit gebundenen Händen und Füßen in den Fluss geworfen. Diese Brücke gilt als Grabstätte für die Opfer, die 1965 umgebracht wurden und verschwunden sind. Ihre Familien kommen hierher, um der Toten zu gedenken, um Blumen zu streuen und für Freunde, Verwandte, Angehörige und Menschen, die sie lieben, zu beten.

 Mass-Grave
2002 – 26 Minuten – OmU
Regisseur: Lexy Rambadeta

Lexy R. hat die Ereignisse bei der Suche nach einem Massengrab in Mitteljava dokumentarisch festgehalten.

 Plantungan
2011 – 46 Minuten – OmeU
Regie: Fadillah Vamp Saleh und Putu Oka Sukanta

„Plantungan“ war ursprünglich eine Verbannungsstation für Leprakranke. Seit 1965 ist dieser Ort bekannt als Gefangenenlager von Hunderten von Frauen, die mit der Kommunistischen Partei Indonesiens assoziiert wurden. Es waren meist Lehrerinnen, Studentinnen, Hausfrauen, Gewerkschafterinnen, Schriftstellerinnen, Journalistinnen, vor allem aus der Frauenbewegung „Gerwani“, die beschuldigt wurde, sechs Generäle getötet zu haben.

Gast:
Sri Tunruang
Vorstandsmitglied im Welthaus Aachen e.V


Mittwoch | 9. September 2015 | 18:00 Uhr
Katholische HochschulGemeinde (KHG) Aachen, Pontstraße 72, 52062 Aachen

 The Act of Killing
2012 – 159 Minuten – OmeU
Regisseur: Joshua Oppenheimer

Das Massaker von 1965 an Kommunisten und angeblichen Sympathisanten hat in Nordsumatra mit Hilfe einer paramilitärischen Organisation stattgefunden. Anwar Congo, der Protagonist, und seine Freunde erzählen freiwillig, wie sie an diesen schrecklichen Verbrechen beteiligt waren. „The Act of Killing“ ist eine Reise in die Erinnerungen und Vorstellungen der Täter und gibt einen Einblick in die Köpfe von Massenmördern.


Samstag | 12. September 2015 | 15:00 Uhr
Katholische HochschulGemeinde (KHG) Aachen, Pontstraße 72, 52062 Aachen

 Riding My Tiger
2014 – 42 Minuten – OmU
Regisseur: Ascan Breuer

Im Mittelpunkt des Films „Riding My Tiger“ steht der Filmemacher selbst. Er begibt sich auf die Suche nach einem legendären Tigergeist im Haus seiner Großeltern in Zentraljava. Gleichzeitig verfolgt er die Migrationsgeschichte seiner Familie zurück – und provoziert damit unwillkürlich die geisterhafte Wiederauferstehung der Weltgeschichte.

 Paradise Later
2010 – 13 Minuten – OmU
Regisseur: Ascan Breuer

„Paradise Later“ ist ein „Dokumentarfilm nach einem Roman“. Im Inneren des Kopfes eines Händlers fahren wir auf einem Fluss, der sich durch eine apokalyptische Landschaft schlängelt. Ein Strom von Gedanken entführt uns in einen Wirbel aus Anklage, Verdammnis und Selbstverurteilung. Wir nehmen eine kurze Abfahrt – in die Realität. Der Blick weitet sich für einen Moment. Aber unser Kapitän navigiert uns verzweifelt zu einem tödlichen Ausstieg.

Gast:
Ascan Breuer, geboren 1975 in Hamburg, deutsch-chinesisch-indonesischer Abstammung, lebt als Filmemacher, Medienkünstler und Kulturwissenschaftler in Wien, lehrt visuelle Anthropologie an der Universität Wien. Seine Filmtrilogie „Jakarta Disorder“ gewann den 1. Preis beim 8. Eine-Welt-Filmpreis NRW 2015.


Mittwoch | 7. Oktober 2015 | 15:00 Uhr
Katholische HochschulGemeinde (KHG) Aachen, Pontstraße 72, 52062 Aachen.

 Seni Ditating Jaman (Deutsch: Die Kunst, die nie stirbt)
2008 – 40 Minuten – OmU
Regie: Putu Oka Sukanta, Lilik Munafidah, Hendro Sutono

Der Film schildert die Entschlossenheit der Mitglieder der Kulturorganisation LEKRA, trotz Verhaftung und Verbannung, ihre Aktivitäten innerhalb und außerhalb des Gefängnisses weiterzuführen.

Lesung: „Verletzte Sehnsucht“
aus „Ausgewählte Kurzgeschichten & Gedichte“
von Putu Oka Sukanta.

Gast:
Putu Oka Sukanta wurde am 29. Juli 1939 in Singaraja, Bali, Indonesien, geboren. Er ist einer der führenden Literaten und Produzent von Dokumentarfilmen über die gewaltsamen Ereignisse von 1965/66 in Indonesien. Er hat eine Reihe von bemerkenswerten Dokumentarfilmen und Veröffentlichungen produziert. Ohne Gerichtsverfahren war er selbst in den Jahren 1966-1977 zur Zeit der sogenannten „Orde Baru“ (= „Neue Ordnung“) unter der Präsidentschaft Suhartos ein politischer Häftling. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit ist Putu Oka Sukanto auch als Experte in der traditionellen Heilbehandlung der Akupunktur bekannt.(Der Bericht „Kräutergarten“ war im Fernsehprogramm bei ARD und Arte zu sehen.) Bei der Frankfurter Buchmesse kommenden Oktober, wo Indonesien Ehrengast ist, gehört er zu den eingeladenen indonesischen Schrifstellern.


In Zusammenarbeit mit Watch Indonesia, Eine Welt Forum, Katholische Hochschulgemeinde (KHG) Aachen und die Indonesischen Gruppen in Aachen

Download